Freitag, 19. Februar 2016

Meine beste Maske.

Die Traurigkeit kommt ohne Vorwarnung.
Du verlässt den Raum, verschwindest aus der Tür und die Dunkelheit bleibt zurück. Ich knipse meine Nachttischlampe an. Sie leuchtet warm. Nur deswegen hab ich sie gekauft, weil sie das Licht dimmt, es warm weiterstrahlt und in Lichtpunkten an die Wand wirft. Es sind Pusteblumen in weißem Keramik.

Doch sie macht mich nicht mehr glücklich. Egal, welches Licht an ist, ob es aus ist, ob absolute oder nur halbe Dunkelheit herrscht. Es geht mir nicht gut. Auch wenn du da bist überkommt mich diese Traurigkeit.

Ich hasse dieses Gefühl. Es breitet sich kalt aus und lässt mich zittern. Mein Herz setzt kurz aus, mein Atem wird flach, die Tränen kommen. Ich schlucke sie runter. Tränen nicht erlaubt. Und das, obwohl ich allein bin?

Ich verstehe mich selber nicht, bin ich doch immer gut gelaunt, wenn Menschen dabei sind. Sie lenken mich ab, lassen die Traurigkeit nicht durchsickern, sie halten sie ab. Sie zwingen mich dazu, meine beste Maske zu tragen. Die, mit der jeder umgehen kann. Die lockere, leichte. Unter der niemand meine Gedanken und Gefühle erwarten würde.

Zwei Jahre konnte ich die Maske ablegen, für ein paar Minuten konnte ich meiner Freundin alles erzählen. Jetzt trennen uns wieder 600km und auch sie bekommt die Maske. Denn es wäre zu kompliziert, das alles zu erklären. Immer und immer wieder von vorne anzufangen. Weil das Leben zu viele Hürden stellt. Zu viele kleine Gedanken zu großen gemacht werden und nachher dann doch untergehen weil sie nicht wichtig sind.

Ich vermisse die Zeit, in der ich einfach reden konnte. Aber es gibt diese Menschen, die mir diese Gabe genommen haben. Und mir stattdessen Masken auferlegten, die ich nicht mehr los werde.

, Ziska.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Der Weg zu mir.

Ich schreibe mein ganzes Leben schon. Seit ich in der Schule gelernt habe, wie man Buchstaben aneinander reiht, nutze ich diese Kunst um mich auszudrücken.
Ich habe Bücher verschlungen und zum Leidwesen aller (vor allem meiner Eltern!) diese auch mehrmals gelesen, sodass mein Bücherschrank aus allen Nähten platzt.
Ich habe selber Bücher gefüllt. Leere DinA4 Seiten mit Worten gespickt, manche habe ich abgetippt, manche verblassen auf dem Papier und hinterlassen das Gefühl von Vergangenheit.

Seit zwei Jahren habe ich aufgehört. Zu lesen. Zu schreiben. Ich habe mein liebstes Hobby verloren und meine Pläne über Bord geworfen.
Ich könnte jetzt sagen, es lag am Studium, am Job. Das war wahrscheinlich der Auslöser, aber das eigentliche Problem ist mein Kopf.
Wenn ich lese, dann können meine Gedanken in eine andere Welt eintauchen, doch manchmal verirren sie sich in meinen eigenen Gehirnwindungen und zeigen mir all meine unterbewussten Gefühle.
Wenn ich schreibe, dann kreisen meine Gedanken um mich, um mein Inneres, um mein Leben, um meine Gefühle, um meine Tränen. Dann bin ich gezwungen, in mich hinein zu sehen.
Vor zwei Jahren war es für mich kaum vorstellbar meine Gedanken nicht ins Internet zu tippen, weil ich so gute Erfahrungen damit gemacht hatte, weil es mir half. Deswegen gibt es diesen Blog.

Doch dann trat ich mir selber in den Weg. Mit erhobener Hand befahl ich mir, alles ruhen zu lassen. Sorgen, Ängste und Gedanken zu verschlucken und sie niemals auszusprechen. Ich sperrte mich selber in einen Käfig aus Lächeln. Und so verlor ich den Kontakt zu mir selber. Und auch heute hab ich mich selber noch nicht wieder gefunden. Ich suche nach mir, doch ich hab eins gelernt.
Das Schreiben hilft. Ich habe so viele Entwürfe, die alle nicht veröffentlicht sind, weil ich immer darüber nachdenke, was wohl das Internet dazu sagt. Dabei will ich ja genau das - Feedback. Ich möchte, dass Menschen - das ihr - mir sagt, was ihr denkt, dass ihr meine Texte kritisiert oder einfach in meinen Gedanken wühlt und irgendwann mal sagt "Hey es geht mir auch so."

Ich vermisse meine alte Plattform, denn da war ich einfach nur ich. Hier habe ich versucht mich zu verstellen und darum die Lust verloren. Doch das will ich jetzt ändern.
Wenn ihr noch da seid, dann lasst es mich wissen. Ich will wieder mehr ich sein und vielleicht schaffe ich das mit diesem Blog.
Vielleicht mache ich einen neuen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Danke, wenn ihr bis hier gelesen habt und bleibt.

, Ziska.

Dienstag, 17. November 2015

Breathe In. Breathe out.

Inhale. Exhale.

Die ganze Zeit wabern diese Worte in meinen Gedanken. Ich atme. Ich atme schneller und langsamer. Bei Sorge, Stress, Traurigkeit und Aufgeregtheit geht mein Atem schneller. Während dem Sport atme ich bewusst, danach passiert alles wieder in einem reflexartigen Rhytmus.

Inhale. Exhale.

 Bewusst ein und auszuatmen ist gar nicht so einfach. Es erfordert Konzentration, nicht doch wieder mit den Gedanken abzuschweifen. Wenn ich es versuche, abends im Bett, morgens früh nach dem Aufwachen, wenn mich wieder eine Übelkeit überkommt, dann schweifen meine Gedanken irgendwann ab. Ich kann sie nicht halten. Und trotzdem.

Inhale. Exhale.

Meine Atmung geht immer weiter. Mein Herz schlägt. Sauerstoff wird verteilt. Muskeln bewegen sich unaufhörlich. Das Gehirn arbeitet. Und ich muss nichts dafür tun.

Inhale. Exhale.

Was für ein Geschenk dieses selbstverständliche Atmen ist. Wie leicht es uns über die Lippen geht, immer wieder, ein, aus. Ein aus. Wie oft ich wohl während des Tippens ein- und ausatme? Wie oft in einer Minute in einer Stunde an einem Tag? Unzählige Male.

Inhale. Exhale.

Vielleicht gar nicht so schlimm, dass diese Worte permanent in meinen Gedanken sind. Dann nehme ich bewusst wahr, dass ich lebe. Und dass gewisse Gefühle meine Atmung schneller gehen lassen, dass ich berührt werde von Ereignissen, Menschen, Worten.
https://www.pinterest.com/pin/261419953343753924/
Ja.
Inhale. Exhale. Nehmt es bewusst wahr. Es ist soviel mehr als ein Reflex. Es erhält uns am Leben und drückt soviel mehr aus, als uns jemals bewusst sein wird.

Erzählt mir von euren Momenten, in denen ihr Atmen bewusst wahr nehmt und wie ihr euch dabei fühlt.

, Ziska.
P.S. Ich denke an Paris.

Mittwoch, 11. November 2015

Heute - vor vier Jahren.

Heute vor vier Jahren hab ich Bescheid bekommen, dass ich das Studium beginnen darf.

Ein Jahr später hab ich aufgeregt meinen ersten Arbeitstag angetreten. Hab Leute kennen gelernt, von denen ich nicht wusste, wie sich die Beziehung entwickeln würde. Ich hab meinen Ausbildungsleiter kennen gelernt, habe festgestellt, wie anders die Arbeitswelt ist. Nach drei Jahren Studium ohne Semesterferien (duales Studium, here we go!) bin ich nun fertig. Ende September hab ich meine letzte Prüfung abgelegt. "Bachelor of Arts." hab ich erreicht.

Heute, vier Jahre nach dem Telefongespräch, dass mich in helle Aufruhr versetzte, mich glücklich machte, mir positiv den Boden unter den Füßen wegzog, saß ich an einem normalen Arbeitstag neun Stunden auf der Arbeit.
Meine Gedanken streifen immer wieder den 11.11.11 (ja, es war tatsächliches dieses Datum an dem der Anruf kam!) und ich überlege, ob ich mich verändert habe. Wenn ja, ist die Veränderung nicht unbedingt aussagekräftig. Ich bin immernoch ein unsicheres Mädchen, ich denke immer noch zu viel nach. Und melancholisch bin ich weiterhin.

Aber es ist die Art der Unsicherheit, die Art der Gedanken, die sich verändert haben.
Ich bin unsicher, was die Arbeit betrifft, da ich noch nicht alles kann. Ich bin unsicher, was mich selber angeht, wie ich auf andere wirke. Aber nur noch ein Bruchteil von dem, wie ich es vor vier Jahren war. Ich weiß, dass ich da, wo ich bin, angekommen bin. Auch wenn es einfach "nur" ein Bürojob ist, meine Kollegen sind nett. Sie haben mich in ihrer Gruppe aufgenommen. Sie versuchen mir bestmöglich zu helfen und geben mir nicht das Gefühl, mich unsicher fühlen zu müssen. Was ich in der Schulzeit leider permanent hatte. Ich mag meinen Job, ich helfe Menschen.

Ich kann nicht benennen, was sich noch geändert hat. Es ist einfach ein Gefühl, dass ich dem Erwachsen-Sein auf einmal näher bin. Unter anderem, da meine Vergangenheit zu vielen Zeiten viel ausgemacht hat, ich hab sozsuagen in ihr gelebt anstatt das Jetzt zu testen. Ich habe Menschen vermisst, über sie nachgedacht. Aktuell akzeptiere ich, dass ich viele Menschen verloren habe. Über einen denke ich in diesem Moment nach, ich werde euch von ihr noch erzählen, denn ich brauche einen Rat.
Aber meine Verletzungen durch den Exbesten Freund, durch seine Freundin, die Verletzungen der Menschen, die mir nie was Gutes wollten, die über mich gesprochen haben, die sind geheilt. Zumindest so, dass nur noch kleine rote Narben übrig sind, die manchmal schmerzen aber meistens einfach nur Vergangenheit sind. Ich empfinde das als Veränderung.

Dieses Veränderungs-Gefühl hängt wohl auch damit zusammen, dass die Schulzeit, die Zeit der Klausuren, der Ängste, nun tatsächlich vorbei ist. Ich kann Fortbildungen machen, doch das alles ist anders als der Stress der letzten 16 Jahre. Das ist wohl die größte Veränderung.

Waurum ich das alles erzähle? Ich denke, ich wollte einfach diesen Tag festhalten.  Meine Gedanken an diesem Tag. Auch wenn sie nur ein Bruchteil von dem sind, was mich tatsächlich beschäftigt.
Geht ihr schon arbeiten/studieren? Wann habt ihr Bescheid bekommen, dass ihr dabei seid? Oder habt ihr bald Vorstellungsgespräche? Erzählt mir eure Geschichten :)

, Ziska

Montag, 9. November 2015

Vögel.

Sie fliegen in Formation. Dann lösen sie sich auf, fliegen alle in unterschiedliche Richtungen, um dann wieder zusammen zu finden.
Sie fliegen gen Süden. In eine Richtung, die Wärme verspricht. Überleben. Nahrung.
Ich befinde mich gerade auf einem ähnlichem Weg. Auf dem Weg nach Hause. Richtung Familie. Richtung Geborgenheit.
In diesen vierzig Minuten, die ich nachmittags auf der Autobahn verbringe, fliegen meine Gedanken. Genauso wie die Vögel. Erst in Formation, dann wieder zerstreut um am Ende wieder zusammenzufinden. Tausend kleine Gedankenschnipsel. So wie früher mal. Als die Worte noch leicht fielen. Da hab ich einfach geschrieben, was ich dachte, es hinaus geschrien in die Welt.
Ich wünschte, ich könnte all die Gedanken sammeln, irgendwo aufschreiben, sie mit euch teilen. Doch bis ich zu Hause bin, sind die Gedanken weg. Wie die Vögel, die aus meinem Sichtfeld verschwinden, verschwinden auch meine Gedanken. Wie weg geweht, vom Wind weggetragen, wie Blätter, die vom Baum fallen und in der Masse aus Blättern verschwinden.
Gedanken sind schwer greifbar, manchmal sind es nur kurze Sätze die mir in den Sinn kommen.
Heute waren es die Vögel, die meinen Weg gestreift haben. Aber an die konnte ich mich auch zu Hause noch erinnern, denn sie sind genau über der Autobahn auseinergestoben, in alle Richtungen geflogen um am Ende wieder über meinem Auto zusammenzufinden, einen Teppich aus Vögeln zu bilden, der wild flatternd von Freiheit und Aufregung erzählte. Das hat sich in meinem Kopf eingebrannt, weil es so schön aussah.

Gehts euch auch manchmal so, dass ihr eure Gedanken treiben lasst, etwas aufschreiben wollt, es in diesem Moment nicht könnt und es dann vergesst?
Erzählt mir von Dingen, die euch so auf dem Heimweg passieren, ich freu mich auf eure Geschichten!

, Ziska.