Freitag, 16. September 2016

Vergangenheitsgeschichten, die ihre Arme nach der Zukunft ausstrecken.

Die Vergangenheit holt einen immer ein.

Ich bin kein guter Mensch. (Obwohl ich gerne einer wäre.)

Mir wurde das Herz gebrochen. Weil ich jemanden zu sehr mochte. Weil ich eine beste Freundin sein wollte. Diesem jemand wurde eingeredet, dass ich schlecht für ihn wäre. Doch das ist noch nicht das Ende, denn ich gab nicht auf, verzweifelt versuchte ich ihn davon zu überzeugen, dass ich alles akzeptieren und verzeihen würde, was passiert war.
Er kam zu mir, sah mich an, wollte mich zurück. Doch hier endet die Geschichte.

Nur das Gefühl, verlassen worden zu sein hat mich für immer geprägt. Das Gefühl, dass jemand anderem mehr geglaubt wurde als mir, hat mich geprägt. Obwohl ich nicht gelogen habe.

Vor zwei Monaten. Nach fast sieben Jahren merke ich, dass diese Vergangenheit mich niemals losgelassen hat.

Ich traf einen Menschen aus meiner Vergangenheit, dem ich alles von mir gab. Ich wollte ihn als Freund in meinem Leben, ich wollte sein Lachen, sein offenes Ohr, seine einfachen Lösungen für meine verzwickten Probleme. Ich wollte seine, unsere Leichtigkeit.

Als es ernst wurde, als die Leichtigkeit verschwand, als er mehr wollte, als er mich in den Arm nahm und ich mich aus seiner Umarmung herauswand wurde mir bewusst, dass alles, was passiert war, nicht dem Drehbuch entsprach. Diese Freundschaft sollte und konnte nicht sein. Ich wollte sie nicht mehr.

Die Geschichte wiederholte sich. Nur, dass ich sie schon einmal erlebt hatte. Ich wusste, was mich erwarten würde und verschwand.

Vor einer Stunde. Schrieb er mir, ob alles okay sei, ich hätte mich so lange nicht mehr gemeldet. Ich antwortete ihm, dass ich mich damals zu schnell geöffnet habe. Dass mein Kopf es nicht ertragen hat, dass ich soviel von mir erzählt habe. Dass die Umstände, die diese Geschichte, diese Freundschaft, erst möglich machten, sich wieder geändert hätten.

Ich wusste, dass das nur die halbe Wahrheit war.
Du hasst unehrliche Menschen. Ich bin nicht böswillig unehrlich. (Ich hoffte nur, dass es dir vielleicht leichter fällt, mich gehen zu lassen, wenn du mich hasst.)


Ich kann es einfach nur nicht ertragen,  wenn Menschen zuviel von mir wissen.
Weil sie immer nachfragen, wie es mir geht und ein "Gut." nicht akzeptieren und ich dann erzählen muss, dass ich mich einsam fühle und dass es mir nicht gut geht.

Ich kann es einfach nicht ertragen, wenn Menschen zuviel von mir wissen, weil  alles gegen mich verwendet kann. Jede Schwäche und jede Träne kann benutzt werden. Ich habe immer noch Angst davor.

Ich kann es nicht ertragen, wenn Menschen andere Menschen haben, denen sie mehr vertrauen als mir. Und mich zurücklassen. Also habe ich dich zurückgelassen.


, Ziska.
Ich bin ein schlechter Mensch.

Freitag, 19. August 2016

Fluchtverhalten.

Seit ein paar Monaten schon
kann ich dich nicht mehr ansehen.
Du bist weit weg von mir
von meinem Leben.

Weil ich das so will.

Ich liege wach. Ich muss zu dir, dir etwas  bringen. Ich muss dich ansehen. Dich nah bei mir haben.

Ich wollte jemanden als Sütze mitnehmen, jemanden der mir hilft, dir in die Augen zu sehen. Der mich diese fünf Minuten überstehen lässt. Doch eben stehe ich doch allein vor deiner Tür. Die Tränen steigen mir in die Augen als ich die altbekannten Geräusche der Türklingel, der Treppe, der großen schweren Sicherungstür höre. Dann stehst du vor mir. Ich lächle, weil ich das immer tue, weil es dazugehört, weil du mich nur so kennst.

Ich komme mit dir, ich gehe in deine Wohnung. Sie hat sich kaum verändert seit meinem letzten Besuch. Trotzdem sieht man es. Dass du jetzt nicht mehr allein bist. Man sieht die vielen Taschen auf dem Boden, die Kleinteile auf dem Tisch, das ausgeklappte Sofa. Es ist eine andere Luft in deinem Wohnzimmer. Sie ist nicht mehr zu Hause sondern sie stößt mich ab. Ich will hier nicht sein.

Ich gebe dir, was ich mitgebracht habe. Rede kurz über vorgefallene Dinge und verabschiede mich wieder. Du bedankst dich. "Auch für deinen langen Besuch." sagst du, leise vorwurfsvoll, doch so laut, dass ich den Vorwurf höre. "Ich habe eben keine Zeit im Moment." Und weg bin ich. Ich flüchte.

Ich habs überstanden. Es gibt keinen Grund mehr für mich dich zu besuchen. Unser nächstes Treffen wäre im Januar gewesen, doch da bist du mit deiner Freundin in New York. Ich werde dich erst wieder sehen, wenn genug Gras über meine Wunden gewachsen ist und ich dich ansehen kann, ohne, dass ich dich  und mich selber verfluche.


Ich dachte eine zeitlang ich würde mir weh tun, weil ich nichts mehr mit dir zu tun hab. Doch das ist es nicht. Es tut weh, dich als guten Freund verloren zu haben. Ich vermisse dich nicht.

, Ziska.

Freitag, 22. Juli 2016

Dein Tod kam langsam schnell angerannt.

Der Tod. Er kommt langsam. Er kommt schnell.
Nein, das schließt sich nicht aus.

Selbst, wenn jemand jahrelang krank ist, langsam und qualvoll der Tod die Türe öffnet, der Lichtschein immer dunkler statt heller wird, selbst dann kommt der Tod schnell und überraschend.

Und wenn dann jemand gestorben ist. Wenn der Sarg zum Grab getragen wurde. Wenn das Lächeln erstirbt.
Dann stirbt ein kleiner Teil in jedem von uns, die dort stehen.
Wir werfen eine Blume in dein Grab. Wir denken an dich. Wir denken an dein Leben. An dein Leben.
Ich hab dir nur eins gesagt, als ich auf dich hintuntergeblickt hab:
Du hast dein Leben so gelebt, dass der Tod nicht zu früh kam. Du warst glücklich.
Ich hab nicht an dein Leid gedacht, an deine Schmerzen, daran, dass ich dich so lang nicht mehr gesehen hab.
Sondern nur daran.

Und der Tag ist vorbei. Die Hitze ist erdrückend. Ich sitze hier und tippe diese Worte. Denke an deine Stimme. Und erinnere mich an einen anderen Tod. Einen Tod, der mich wohl nie mehr loslassen wird.
Er kam langsam. Und schlug schnell zu.

Jeder Tod nimmt einen Teil, der nie wieder zurück kommt. Und doch sollte der Tod eins lehren.

Das Leben leben. Es nicht erdenken und zerdenken. Sondern es leben
 (Ich hab gut reden. Ich halte mich selber nicht dran. Zehn Stunden am Tag für Arbeiten, Acht Stunden Schlaf. Da bleibt nicht viel.) 
Aber wir alle haben einige Minuten am Tag, die wir einfach leben und erleben können.

Lasst den Tod kommen wann er will, beschwört ihn nicht herbei - aber lebt vorher das Leben, was ihr leben wollt. 

, Ziska.

Freitag, 17. Juni 2016

Was ist richtig?

Wenn ich wirklich und ganz ehrlich deine beste Freundin wäre.

Dann hätte ich nicht gesagt, dass du wieder mit ihr zusammen kommen sollst. Dann hätte ich dich angesehen. Dir deine Zweifel angesehen. Dich in den Arm genommen. Und dir gesagt, dass es nicht richtig ist. Dass dich deine Gefühle verwirren. Dass du nicht klar denken kannst. Dass sie nicht der Mensch ist, der dich so versteht, wie du es in deinem Leben brauchst. Dass das der Grund war, warum du dich von ihr getrennt hast. Dann hätte ich dir gesagt, dass mehr als ein Gefühl von Eifersucht notwendig ist um eine Beziehung wieder aufleben zu lassen. Dass es in Beziehungen um mehr geht, als darum, dass nur du sie berühren darfst. Dass du dir mehr Zeit lassen sollst. Dass sie vielleicht später, nach ein paar Monaten, wieder in dein Leben passt.

Doch ich habe mich blenden lassen. Von den Dingen du mir erzählt hast. Ich habe zaghaft versucht, dir zu erklären, dass Eifersucht keine Liebe ist. Dass die Zeit dich noch nicht genug hat denken lassen.
Und dann habe ich es aufgegeben. Ich hab in deinem Blick gesehen, dass deine Entscheidung längst getroffen ist. Ich habe gesehen, dass du versuchst, dein Leben so zu leben, dass es am wenigsten weh tut.
Du hast so unglaublich viele Vorsätze für dein Leben, so viele Pläne, so viele Wünsche und Hoffnungen und willst dabei gar nicht planen. Du willst jeden Tag leben. Fühlen was es zu fühlen gibt und dem, was dich schmerzt, keine Beachtung schenken. Und dazu gehört, den Schmerz der Eifersucht zu eliminieren.


Ich wünschte, du hättest nicht gesagt, dass wir beste Freunde sind. In dem Moment hat mein Herz zwar kurz ausgesetzt. Ich habe mich gefreut. Wollte ich doch immer, dass du mich so siehst. Doch beste Freunde wären immer ehrlich, selbst dann, wenn der andere es eindeutig nicht will.

Sie ist jetzt im Moment verkehrt für dich. Und das einzige was ich tue, ist, dich immer tiefer in die Gefühle zu bringen, die du eigentlich nicht hast. Weil ich selber zu betroffen bin von all dem. Weil ich selber versuche, möglichst heil aus der Geschichte rauszukommen.

Es tut mir leid. Ich hätte dir sagen sollen, was ich denke.
vielleicht sollte ich es noch tun. (das würde dich nur verletzten. und ich kenn sie auch nur aus deinen erzählungen, ich weiß gar nicht, wie sie wirklich ist. was ist richtig?)

Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst - mit ihr. Ich wünsche es dir wirklich.

durch diese geschichte
ging unsere leichtigkeit verloren.

, Ziska.

Montag, 6. Juni 2016

Ein See. Asche. Und ein Fremder.

Ich glaube, das zwischen uns, das hat einen Riss bekommen.
Einen großen.
Keinen kleinen unauffälligen, sondern einen durch den die Asche auf unsere Freundschaft regnet.
Kalte und heiße Asche, gemischt.
Ich versuche ihr auszuweichen. Das kalte Wasser zum Kühlen der brennenden Masse lässt die Asche zu einem einzigen schwarzen Gebilde werden, feucht und kalt bleibt es am Grund des endlos tiefen Sees, unserer Freundschaft, liegen. Verdeckt und erstickt Gefühle.

Wir tanzen durch den Ascheregen, du lässt dich nicht aufhalten, verteilst deine Weisheit ungefragt. Meinst, du kennst mich durch und durch.
Doch das tust du nicht.
Das einzige was du tust, ist mir weh zu tun. Du hilfst mir nicht.

Du nimmst meine Probleme, wirbelst sie durch die Asche, lässt sie fallen, trampelst darauf herum, sagst mir, ich solle es dir gleich tun, nur so würde es besser werden.
Ich stehe am Rand, mein Herz blutet, weil du all meine Sorgen und Ängste klein machst, weil du sie dir einverleibst um sie mit deinem Lebensinhalt zu vermengen, sie so zu umgehen, wie du sie umgehen würdest und dabei nicht daran denkst, was ich möchte. Was ich für ein Mensch bin. Wie ich Dinge angehe.

Du versuchst deine Vorstellungen von Zukunft, vom Leben, in mein 23 Jähriges Ich zu packen, obwohl mein 14 Jähriges Ich längst nicht soweit ist, mit seinen rosaroten Gedanken an dich abzuschließen. Ich erkenne dich nicht wieder.

Ich bin 14.
Ich bin 23.
Und irgendwas dazwischen.

Ich will meine eigenen Fehler machen, meine eigenen Erfahrungen. Ich will mein Leben leben, wie ich das will und nicht so, wie du es für mich am besten hälst.

Ich will Ich sein.

, Ziska.