Montag, 13. Oktober 2014

Vergangenheitsmenschen.

Menschen können auf unterschiedliche Arten wieder an deinem Leben teilnehmen.

Manchmal, da entwickelt sich ein Gespräch. Über die Vergangenheit. Wie schön die Zeit war, wie weh der Abschied getan hat und das von Verzeihen und Vergessen keine Rede sein kann. Dann spricht man über die kleinen und großen Verletzungen, die anderen Menschen, die Anteil genommen haben. Man lebt für ein paar Tage wieder in der Vergangenheit, sie tut wieder weh. Bis der Gesprächsstoff erschöpft ist und man wieder zwei Jahre nicht voneinander hört, bis die Briefe wieder ausgegraben werden und Worte und Bilder das alte Gefühl wieder aufflammen lassen.

Dann aber gibt es die Menschen, mit denen man so viele Gespräche über die Vergangenheit geführt hat, dass es kein Wort mehr gibt, dass darüber gesprochen werden sollte.
Und wenn man einfach nicht loslassen kann, dann beginnt man, die Menschen wieder an seinem Leben teilhaben zu lassen. Ganz plötzlich und auf einmal fließen Worte, die man früher, nach dem Abschied, niemals mehr hatte schreiben wollen. Geschichten werden erzählt, Alltag wird gelebt, mit erlebt. Man möchte den anderen wieder um sich haben und wenn es nur gelegentliche Nachrichten bei WhatsApp sind. Und in manchen Momenten hält man inne und weiß nicht, ob das die richtige Entscheidung war. Es hatte einen Grund, warum der Mensch nicht mehr zu einem gehörte. Warum er fast zwanghaft wieder in die Gegenwart gezerrt werden musste.

Ich hab meinen Grund wieder gefunden.
Du legst keinen Wert darauf.
(an meinem Leben teilzunehmen)

, Ziska.
P.S.: Macht ihr solche Erfahrungen auch?

Dienstag, 30. September 2014

Versagensängste.

Nicht bestanden. 5,0.

Wer liest sowas schon gerne unter einer Klausur? Wahrscheinlich niemand.
Denn das bedeutet, zweiter Versuch. Anfangen zu lernen, Stoff wieder und wieder angucken, Angst vorm erneuten Versagen haben, andere Themen lernen als beim ersten Mal, Schweißausbrüche, Tränen, Lerngruppen, Einsamkeit.

Einen zweiten Versuch zu haben ist im wahren Leben niemals möglich. Sobald man eine Sache nicht zur Zufriedenheit anderer erledigt hat, ist das nicht rückgängig zu machen. Man steht da, mit den Vorwürfen der anderen. Und am liebsten will man den Erdboden unter sich zum Beben bringen.
Also sollte ich mich über den zweiten Versuch freuen? Und mich sicher fühlen, weil ein dritter auch noch möglich ist?
Das würde bedeuten, alles nicht so eng sehen, lächeln, lernen und die nächste 5,0 nicht so ernst nehmen.
Aber das kann keiner von uns Versagenden. Wir sitzen zusammen und wollen den zweiten Versuch erledigen, die Tränen und Probleme aus dem Weg räumen, etwas schaffen, weiter gehen.
Und vor allem: Das Studium jetzt auf der Zielgeraden nicht verlieren. Denn dritter Versuch bedeutet auch immer, ganz knapp vorm kompletten Versagen zu stehen. Das Ziel und den Preis niemals zu erreichen.
Was passiert also, wenn ich jetzt versage?
Dann muss ich mit noch größerem Druck auskommen als ohnehin schon.

Ich wünschte, ich könnte den Druck weglächeln und die Lernerei positiv sehen - immer ist es für meinen späteren Job absolut wichtig.

Kann ich aber nicht.

, Ziska.

Mittwoch, 10. September 2014

Waffeln&Eis.

Heute war wieder einer dieser Tage.
An denen man morgens aufsteht und genau weiß: Es wird gut.
Nach wochenlangem Nicht-Sehen haben wir es heute endlich wieder geschafft und uns getroffen. Und es war wie eh und je.
Wir haben gelacht, geweint, geredet, wieder gelacht und wieder geredet.
Wir haben wieder einmal gegenseitig den perfekten Ton beim anderen getroffen. Nach all den Jahren, in denen sich unsere Leben so voneinander entfernt haben, berühren wir uns noch immer.
Unsere Fingerspitzen, unsere Herzen, unsere Arme.
Wir haben damals ein großes Geschenk bekommen. Uns. Wir haben es angenommen und es zwischendurch aus den Augen verloren. "Ich möchte jetzt mal was mit anderen Freunden machen." Das war der Todesstoß für uns beide.
Heute wissen wir, die Monate, die wir nicht miteinander geredet haben, haben uns kein Stück auseinandergebracht.
Wir haben nichts von dem verloren, was wir all die Jahre waren. Auch wenn wir anfänglich das Gefühl hatten. Aber jetzt, nach diesem Tag, und all den anderen die dazwischenlagen, weiß ich wieder, dass wir uns niemals verlassen werden. Egal, wie groß die Entfernung ist, wir sind immer zusammen. Und wenn eine von uns mal Hilfe braucht, dann weiß sie, wo sie hingehen muss. Wohin sie sich wenden muss, damit sie in jeder Lebenslage nicht allein ist.
Auch wenn der Alltag nicht mehr zusammen gelebt wird, so doch aber die schwierigen und schönen Momente.
Ich freue mich, dich immer noch zu haben.

Freundinnen auf Lebenszeit.

, Ziska.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Glücklichkeit.

Klausurphase.
Wer kennt den Stress nicht? Den Druck. Die permanente Müdigkeit. Das Übervoll-sein des Kopfes, der irgendwann vor lauter Schlafmangel auf den Schreibtisch sinkt und zu schwer ist, um ihn wieder hochzuheben. Dieses Gefühl, von allem genervt zu sein, was aufheitern möchte - "Du verstehst doch gerade eh nicht, wie es mir geht!"
Seit Wochen geht es mir so. Und 200 anderen Studenten auch. Wir wohnen unter einem Dach. Nerven uns. Alle reden vom Lernen, es gibt keine Sekunde, in der man den Kopf abschalten kann. Lerngruppen in den Sitzecken, so laut, dass man sie durch die Tür reden hört. Eigene Lerngruppen, die einem vor Augen führen, wie wenig man eigentlich erst kann.
Und dann heute.
Kurzurlaub.
Zwei von fünf Klausuren hinter uns. Und ich packe meine Mädels in mein Auto. Nehme sie mit zu mir. Wir sitzen einfach nur da, mitten in der Mittagssonne. Unsere Haut verfärbt sich rot. Dann braun. Wir rutschen in den Schatten, reden, schweigen, mit geschlossenen Augen, mit gegen die Sonne zusammengekniffenen Augen um möglichst viel von diesem Moment mitzunehmen.
Wir spielen mit den Kindern, Sandkasten, Pool, Trampolin. Sehen ihre Ausgelassenheit und lassen uns anstecken, von großen blauen Strahleaugen, die nicht anders können, als lieb gucken. Wir lassen uns mitreißen von verschwitzten Kindergesichtern, die in der brütenden Hitze Fußball spielen. Deutschland gegen Argentinien - natürlich gewinnt er mit zwei Toren gegen mich.
Wir essen ein Eis. Ein großes, kaltes, buntes Eis. Ananas, Erdbeere, Schokolade. Weltmeistereisbecher getauft. Wir lachen. Reden. Genießen. Wir sind ganz wir. Klausuren sind vergessen. Wir blicken in den Himmel, fotografieren wie verrückt alles, was euch an meinem Ort gefällt und rennen um die Wette.

Wir drei, wir haben diesen Tag geprägt. Heute. Ist dieser eine Tag gewesen, den ich seit langer Zeit wieder genießen konnte. Glücklich. Wirklich glücklich.
Kein anderer Tag kommt dagegen an, denn heute, das waren endlich wir. Nicht mehr die gehetzten Studenten, sondern Freundinnen, die angekommen waren. Gemeinsam. Zusammen.
Dieser eine Tag, der mich über die nächste Woche hinwegretten wird und hoffentlich für immer in meinem Kopf bleiben wird.
Ich bin glücklich.
Hoffentlich hält das Gefühl an, denn es fühlt sich gut an.
, Ziska.

Samstag, 5. Juli 2014

Von kleinen Siegen und tiefen Seen.

Man muss jeden kleinen Sieg feiern. Jedes Lächeln und sei es noch so klein, bemerken, spüren, das gut ist, was gerade passiert ist.
Die letzten Tage waren alles andere als gut. Alle schlechten Emotionen haben sich gemütlich in meinem Herzen eingenistet und dort gehaust.

Bis ich gestern Abend, die Musik voll aufgedreht, durch mein Zimmer gehüpft bin, um die Last loszuwerden.
Ich hab sie abgeschüttelt, über mich selber den Kopf geschüttelt, die Tränen weggewischt, die Klausurunterlagen liegen lassen, die Rückenschmerzen vergessen, den Vögeln gelauscht und mich einfach um mich selber gedreht. Damit die Welt endlich wieder schöner und bunter und fröhlicher wird.
Ich hab versucht, die Steine wegzutreten, damit mein Herz wieder richtig schlagen kann und mein Bauch nicht weiterhin unter deren Last leiden muss.
Ich hab fünf Tage lang vergessen, dass es nicht immer große Siege geben muss. Dass auch kleine Siege reichen. Etwas, das vielleicht niemandem auffällt. Das Lieblingslied im Radio. Eine Freundin, die noch schnell vorbeikommt um sich zu vergewissern, dass es einem gut geht. Eine lang ersehnte Nachricht von einer lange verschollenen Freundin, die früher so oft da war.
Ich hab ganz sicher die große Last noch nicht loswerden können. Ich spüre sie auch jetzt, während ich diese Zeilen schreibe.
Aber ich möchte sie in einen tiefen See werfen, damit sie nie wieder hochkommt. Die Steine sollen am Grund mit Algen zuwachsen und das Wasser soll so klar sein, dass ich immer wieder hinunterblicken kann und niemals vergesse, dass ich sie los geworden bin - die Probleme.
Weggeatmet, weggelächelt, weggetanzt, weggesungen, weggeweint.
Ich hoffe, das hält noch länger an. Dann wird aus kleinen Siegen endlich wieder ein großer und mein Leben wird wieder bunter, heller, leuchtender.

, Ziska.