Mittwoch, 11. November 2015

Heute - vor vier Jahren.

Heute vor vier Jahren hab ich Bescheid bekommen, dass ich das Studium beginnen darf.

Ein Jahr später hab ich aufgeregt meinen ersten Arbeitstag angetreten. Hab Leute kennen gelernt, von denen ich nicht wusste, wie sich die Beziehung entwickeln würde. Ich hab meinen Ausbildungsleiter kennen gelernt, habe festgestellt, wie anders die Arbeitswelt ist. Nach drei Jahren Studium ohne Semesterferien (duales Studium, here we go!) bin ich nun fertig. Ende September hab ich meine letzte Prüfung abgelegt. "Bachelor of Arts." hab ich erreicht.

Heute, vier Jahre nach dem Telefongespräch, dass mich in helle Aufruhr versetzte, mich glücklich machte, mir positiv den Boden unter den Füßen wegzog, saß ich an einem normalen Arbeitstag neun Stunden auf der Arbeit.
Meine Gedanken streifen immer wieder den 11.11.11 (ja, es war tatsächliches dieses Datum an dem der Anruf kam!) und ich überlege, ob ich mich verändert habe. Wenn ja, ist die Veränderung nicht unbedingt aussagekräftig. Ich bin immernoch ein unsicheres Mädchen, ich denke immer noch zu viel nach. Und melancholisch bin ich weiterhin.

Aber es ist die Art der Unsicherheit, die Art der Gedanken, die sich verändert haben.
Ich bin unsicher, was die Arbeit betrifft, da ich noch nicht alles kann. Ich bin unsicher, was mich selber angeht, wie ich auf andere wirke. Aber nur noch ein Bruchteil von dem, wie ich es vor vier Jahren war. Ich weiß, dass ich da, wo ich bin, angekommen bin. Auch wenn es einfach "nur" ein Bürojob ist, meine Kollegen sind nett. Sie haben mich in ihrer Gruppe aufgenommen. Sie versuchen mir bestmöglich zu helfen und geben mir nicht das Gefühl, mich unsicher fühlen zu müssen. Was ich in der Schulzeit leider permanent hatte. Ich mag meinen Job, ich helfe Menschen.

Ich kann nicht benennen, was sich noch geändert hat. Es ist einfach ein Gefühl, dass ich dem Erwachsen-Sein auf einmal näher bin. Unter anderem, da meine Vergangenheit zu vielen Zeiten viel ausgemacht hat, ich hab sozsuagen in ihr gelebt anstatt das Jetzt zu testen. Ich habe Menschen vermisst, über sie nachgedacht. Aktuell akzeptiere ich, dass ich viele Menschen verloren habe. Über einen denke ich in diesem Moment nach, ich werde euch von ihr noch erzählen, denn ich brauche einen Rat.
Aber meine Verletzungen durch den Exbesten Freund, durch seine Freundin, die Verletzungen der Menschen, die mir nie was Gutes wollten, die über mich gesprochen haben, die sind geheilt. Zumindest so, dass nur noch kleine rote Narben übrig sind, die manchmal schmerzen aber meistens einfach nur Vergangenheit sind. Ich empfinde das als Veränderung.

Dieses Veränderungs-Gefühl hängt wohl auch damit zusammen, dass die Schulzeit, die Zeit der Klausuren, der Ängste, nun tatsächlich vorbei ist. Ich kann Fortbildungen machen, doch das alles ist anders als der Stress der letzten 16 Jahre. Das ist wohl die größte Veränderung.

Waurum ich das alles erzähle? Ich denke, ich wollte einfach diesen Tag festhalten.  Meine Gedanken an diesem Tag. Auch wenn sie nur ein Bruchteil von dem sind, was mich tatsächlich beschäftigt.
Geht ihr schon arbeiten/studieren? Wann habt ihr Bescheid bekommen, dass ihr dabei seid? Oder habt ihr bald Vorstellungsgespräche? Erzählt mir eure Geschichten :)

, Ziska

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