Sonntag, 28. Februar 2016

Großer Bruder.

Manche Menschen vergisst man nie.
Etwas verbindet uns. Die gemeinsame Vergangenheit. Er war immer da. Der Bruder meiner besten Freundin. Und damit auch mein großer Bruder. Er hat mich beschützt, er hat die ersten Enttäuschungen und Ängste aufgefangen und mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben.
Dann kam der Bruch. Er wurde erwachsen. Ich blieb die kleine Schwester. Er zog aus, ich sah ihn kaum noch. Unser gemeinsames Hobby gaben wir beide auf. Auch ich wurde erwachsen. Meine beste Freundin wurde erwachsen.
Sie und ich blieben weiter verbunden, wir fanden uns wieder und sind einfach wir.

Er und ich verpassten viele Jahre, die wir gemeinsam hätten verbringen können. Konventionen und Moralvorstellungen von anderen Leuten hielten uns davon ab, engeren Kontakt zu pflegen.
Er war der große Bruder meiner besten Freundin. Mehr nicht. Deswegen war es nicht angebracht, sich zu treffen.

Jetzt sind wir beide erwachsen. Und ich hab viel an ihn gedacht. Ich nahm ihn bei der Hand und zeigte ihm mein jetztiges Leben. Er hielt meine Hand und sagte, dass er froh ist, wie es ist.
Großer Bruder bleibt für immer großer Bruder.  Wir verbrachten einen Nachmittag zusammen, der mir bewies, dass uns viele Jahre verloren gingen, die uns beide hätten aneinander wachsen lassen.

Doch wir holen das jetzt nach. Entgegen aller Moralvorstellungen stelle ich mich gegen alle und treffe mich mit meinem großen Bruder - der nicht mein großer Bruder ist, aber eben irgendwie doch.

Dem schiefen Blick meiner Mama werde ich schon stand halten. Mir bedeutet es zuviel, ihn wieder in meinem Leben zu haben.

, Ziska.

Mittwoch, 24. Februar 2016

Unsere Leichtigkeit.

Mit dir scheint alles so leicht.
Ich gehe zu dir, durch den Regen. Klingle an deiner Tür und warte, dass du mir aufmachst. Du lächelst und ich steige hinter dir die Treppe hoch.
Wir reden und reden und reden. Der Wasserfall verebt nicht, er nimmt immer weiter Fahrt auf.
Wir schneiden jedes Thema an, wir reden tiefgründig und oberflächlich, wir lachen zusammen und wir sind gemeinsam nachdenklich.

Als ich nach Hause gehe, nehme ich jedes Lächeln und jeden Satz von dir mit. Ich schließe sie in eine Schublade ein, damit sie mir nie verloren gehen.
Wir schreiben die Geschichte weiter, die vor acht Jahren aufgehört hat.
Vor acht Jahren als ich zu jung war und du zu alt. Da haben wir uns voneinander entfernt. Obwohl wir eigentlich großer Bruder und nicht verwandte kleine Schwester waren, haben wir von einem auf den anderen Tag aufgehört zu reden. Wir haben uns verloren und sind verloren gegangen.

Doch jetzt lächeln wir wieder im Gleichtakt. Wir sind wieder verbunden und lernen, dass Vertrauen auch nach acht Jahren noch besteht. Wir lernen, dass wir Gleichgesinnte sind und das wir immer verbunden waren.

Mit dir scheint alles so leicht. Und es ist leicht. Die Gespräche wehen wie Schneeflocken durch unseren Alltag. Sie zeigen mir, dass Leichtigkeit zwischen zwei Menschen existieren kann - ohne Hintergedanken.

Danke, dass du immer noch der Mensch bist, den ich vor acht Jahren aus den Augen verloren habe.

, Ziska.

Freitag, 19. Februar 2016

Meine beste Maske.

Die Traurigkeit kommt ohne Vorwarnung.
Du verlässt den Raum, verschwindest aus der Tür und die Dunkelheit bleibt zurück. Ich knipse meine Nachttischlampe an. Sie leuchtet warm. Nur deswegen hab ich sie gekauft, weil sie das Licht dimmt, es warm weiterstrahlt und in Lichtpunkten an die Wand wirft. Es sind Pusteblumen in weißem Keramik.

Doch sie macht mich nicht mehr glücklich. Egal, welches Licht an ist, ob es aus ist, ob absolute oder nur halbe Dunkelheit herrscht. Es geht mir nicht gut. Auch wenn du da bist überkommt mich diese Traurigkeit.

Ich hasse dieses Gefühl. Es breitet sich kalt aus und lässt mich zittern. Mein Herz setzt kurz aus, mein Atem wird flach, die Tränen kommen. Ich schlucke sie runter. Tränen nicht erlaubt. Und das, obwohl ich allein bin?

Ich verstehe mich selber nicht, bin ich doch immer gut gelaunt, wenn Menschen dabei sind. Sie lenken mich ab, lassen die Traurigkeit nicht durchsickern, sie halten sie ab. Sie zwingen mich dazu, meine beste Maske zu tragen. Die, mit der jeder umgehen kann. Die lockere, leichte. Unter der niemand meine Gedanken und Gefühle erwarten würde.

Zwei Jahre konnte ich die Maske ablegen, für ein paar Minuten konnte ich meiner Freundin alles erzählen. Jetzt trennen uns wieder 600km und auch sie bekommt die Maske. Denn es wäre zu kompliziert, das alles zu erklären. Immer und immer wieder von vorne anzufangen. Weil das Leben zu viele Hürden stellt. Zu viele kleine Gedanken zu großen gemacht werden und nachher dann doch untergehen weil sie nicht wichtig sind.

Ich vermisse die Zeit, in der ich einfach reden konnte. Aber es gibt diese Menschen, die mir diese Gabe genommen haben. Und mir stattdessen Masken auferlegten, die ich nicht mehr los werde.

, Ziska.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Der Weg zu mir.

Ich schreibe mein ganzes Leben schon. Seit ich in der Schule gelernt habe, wie man Buchstaben aneinander reiht, nutze ich diese Kunst um mich auszudrücken.
Ich habe Bücher verschlungen und zum Leidwesen aller (vor allem meiner Eltern!) diese auch mehrmals gelesen, sodass mein Bücherschrank aus allen Nähten platzt.
Ich habe selber Bücher gefüllt. Leere DinA4 Seiten mit Worten gespickt, manche habe ich abgetippt, manche verblassen auf dem Papier und hinterlassen das Gefühl von Vergangenheit.

Seit zwei Jahren habe ich aufgehört. Zu lesen. Zu schreiben. Ich habe mein liebstes Hobby verloren und meine Pläne über Bord geworfen.
Ich könnte jetzt sagen, es lag am Studium, am Job. Das war wahrscheinlich der Auslöser, aber das eigentliche Problem ist mein Kopf.
Wenn ich lese, dann können meine Gedanken in eine andere Welt eintauchen, doch manchmal verirren sie sich in meinen eigenen Gehirnwindungen und zeigen mir all meine unterbewussten Gefühle.
Wenn ich schreibe, dann kreisen meine Gedanken um mich, um mein Inneres, um mein Leben, um meine Gefühle, um meine Tränen. Dann bin ich gezwungen, in mich hinein zu sehen.
Vor zwei Jahren war es für mich kaum vorstellbar meine Gedanken nicht ins Internet zu tippen, weil ich so gute Erfahrungen damit gemacht hatte, weil es mir half. Deswegen gibt es diesen Blog.

Doch dann trat ich mir selber in den Weg. Mit erhobener Hand befahl ich mir, alles ruhen zu lassen. Sorgen, Ängste und Gedanken zu verschlucken und sie niemals auszusprechen. Ich sperrte mich selber in einen Käfig aus Lächeln. Und so verlor ich den Kontakt zu mir selber. Und auch heute hab ich mich selber noch nicht wieder gefunden. Ich suche nach mir, doch ich hab eins gelernt.
Das Schreiben hilft. Ich habe so viele Entwürfe, die alle nicht veröffentlicht sind, weil ich immer darüber nachdenke, was wohl das Internet dazu sagt. Dabei will ich ja genau das - Feedback. Ich möchte, dass Menschen - das ihr - mir sagt, was ihr denkt, dass ihr meine Texte kritisiert oder einfach in meinen Gedanken wühlt und irgendwann mal sagt "Hey es geht mir auch so."

Ich vermisse meine alte Plattform, denn da war ich einfach nur ich. Hier habe ich versucht mich zu verstellen und darum die Lust verloren. Doch das will ich jetzt ändern.
Wenn ihr noch da seid, dann lasst es mich wissen. Ich will wieder mehr ich sein und vielleicht schaffe ich das mit diesem Blog.
Vielleicht mache ich einen neuen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Danke, wenn ihr bis hier gelesen habt und bleibt.

, Ziska.